Startseite

Museum Wiesbaden
Startseite der Naturhistorischen Landessammlung
 
 
  
besuchen Sie unsere Sammlungen
 

Sammler
Dörrien
Pfeiffer
Stellwaag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Compiled by
  Fritz Geller-Grimm

 
Botanik

Die Pflanzen von Wiesbaden
Aquarelle von Emil Pfeiffer

Aus dem Nachlaß des Wiesbadener Arztes und Wissenschaftlers Dr. Emil Pfeiffer besitzt die Naturhistorische Landessammlung eine umfangreiche Sammlung von Aquarellen über die Pflanzen der Region Wiesbaden. Der am 01.03.1846 in Wiesbaden geborene und nach dem Studium in Bonn, Würzburg und Berlin 1872 in Wiesbaden tätige Pfeiffer berichtete 1889 über die nach ihm benannte Krankheit "Pfeiffersches Drüsenfieber". Zahlreiche Publikationen hat er zur Medizin, aber auch zur Botanik veröffentlicht. Am 13.07.1921 verstarb er in Wiesbaden.
In den kommenden Jahren sollen die Aquarelle gescannt und so der Öeffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Aus den Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Naturkunde stammen folgende Hinweise auf das Leben und Werk Emil Pfeiffers.


Emil Pfeiffer

(1. März 1846 - 13. Juli 1921)

Emil Pfeiffer Ein hochgeschätztes Mitglied, Vorstandsmitglied und Ehrenmitglied ist dem Nassauischen Verein für Naturkunde durch den Tod entrissen worden: der Geheime Sanitätsrat Dr. Emil Pfeiffer aus Wiesbaden. Unerwartet kam die Todesnachricht für jeden, der den rüstigen Fünfundsiebzigjährigen kannte. Er war ein Wiesbadener Kind, besuchte das hiesige Gymnasium, studierte in Bonn, Würzburg und Berlin und machte nach eben erlangter Approbation als Arzt 1870 den deutsch- - französischen Krieg als Feldassistenzarzt mit. Am 1. Juli 1872 wurde er »Stadtarzt« in Wiesbaden. Von September bis November 1873 hielt er sich studienhalber in Wien auf. Pfeiffer nahm seinen Beruf ernst und gelangte bald zu einer grossen ärztlichen Praxis. Er war aber nicht nur ein Praktiker, sondern auch ein Forscher. Mit besonderem Eifer wandte er sich der Erforschung der heimischen Quellen zu. Die erste Frucht dieser Studien war sein 1881 erschienenes Werkchen »Die Trinkkur in Wiesbaden«. Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet, dass durch diese Schrift die Trinkkur, die lange Zeit hindurch fast in Vergessenheit geraten war, in Wiesbaden wieder neu belebt wurde und seitdem neben der Badekur ihren Platz behauptet.
Gleichzeitig beschäftigte sich Pfeiffer mit der Frage der Säuglingsernährung. Die Schriften »Pflegekinder und Säuglingskrippen«, »Die Analyse der Milch; Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse«, der Aufsatz »Die Ernährungsphysiologie in ihrer Anwendung auf Säuglinge« im Jahrgang 36 (1883) der Jahrbücher des Nass. Vereins für Naturkunde geben Zeugnis von seinen fleissigen Arbeiten auf diesem Gebiete.
Den Interessen Wiesbadens und seiner Kurmittel sind gewidmet die von Pfeiffer in Verbindung mit anderen Wiesbadener Ärzten 1881 zuerst herausgegebenen »Balneologischen Studien über Wiesbaden«, von denen er viel später, 1909, eine zweite Folge herausgab, sowie die Propagandaschrift »Wiesbaden als Kurort«, die auch ins Englische, Französische und Russische übersetzt wurde.
Viel Zeit und Mühe verwendete Pfeiffer auf die Erforschung der Gicht. Seine Vaterstadt mit ihrem grossen Gichtkranken-Material gab ihm reichliche Gelegenheit zu Beobachtungen und Untersuchungen auf diesem Gebiete. So entstanden die Schriften »Die Gicht und ihre erfolgreiche Behandlung«, »Gicht und Fettleibigkeit«, die den Namen des Verfassers in alle Länder trugen.
Dazwischen erschien wieder eine Schrift aus dem Gebiete der Kinderheilkunde, Beobachtungen über eine eigentümliche Drüsenerkrankung der Kinder, die nach dem Verfasser Pfeiffersches Drüsenfieber benannt wurde. Zur Pädiatrie blieb Pfeiffer überhaupt in enger Beziehung; er war von 1887 bis 1905 Sekretär der Gesellschaft für Kinderheilkunde und Herausgeber ihrer Verhandlungen. Kurz vor seinem Tode wurde er zum Ehrenmitglied dieser Gesellschaft ernannt.
Bedeutsamer noch waren Pfeiffers Beziehungen zum »Kongress für innere Medizin«, der von den bedeutendsten Klinikern Deutschlands und der deutschen Sprachgebiete 1882 hier in Wiesbaden als jährliche Wanderversammlung gegründet wurde und mit wenigen Ausnahmen regelmäßig hier getagt hat. Pfeiffer war Vorstandsmitglied und ständiger Sekretär des Kongresses von seiner Gründung bis 1914, wo er die Last dieses Amtes jüngeren Schultern übertrug. Der Kongress verlieh ihm für seine Verdienste die Ehrenmitgliedschaft. So ergab es sich von selbst, dass Pfeiffer zu den Koryphäen der inneren Medizin in ständigen engen Beziehungen stand, was natürlich auch seiner Praxis zugute kam. Im Jahre 1897 wurde Pfeiffer auf Empfehlung Leydens von dem an Gicht und Nierensteinen schwer erkrankten Schah von Persien Muzaffer ed-din Mirza zur Konsultation nach Teheran berufen. Den älteren Mitgliedern des hiesigen Ärzte-Vereins wird die bescheidene Beschreibung dieser etwas umständlichen Reise mit ihren interessanten Erlebnissen und Eindrücken aus einer Vereinssitzung in Erinnerung sein.
Von den Naturwissenschaften zogen Pfeiffer besonders physikalische Probleme und die Pflanzenkunde an; seine Betätigung auf letzterem Gebiete wird von fachmännischer Seite noch besonders geschildert werden.
Unermüdlich war der Verstorbene in der Sammlung von bildlichen und schriftlichen Darstellungen und Belegen zur Geschichte seiner Vaterstadt. Seine Sammlung ist wie die bekannte des verstorbenen Polizeirats Höhn hochbedeutend. Jeder Griff in diese Sammlung konnte ihrem Besitzer Anlass geben zu einer belletristischen Skizze, wie sie der Aufsatz Pfeiffers »Das alte Rathaus in Wiesbaden« im Jahrgang 1914 des Altnassauischen Kalenders, oder »Goethe in Wiesbaden« im Jahrgang 1917 desselben Kalenders enthalten, um nur einige mir gerade gegenwärtige Proben zu nennen.
Pfeiffer war einer der nüchternsten Menschen und den gewöhnlichen gesellschaftlichen Zerstreuungen wenig ergeben. Wie die meisten Menschen dieses Schlages suchte er seine Erholung einzig im Gebiete der geistigen Trias: Wissenschaft, Natur und Kunst. Er war ein eifriges Mitglied vieler wissenschaftlicher Vereinigungen, insbesondere der heimischen Vereine für Medizin, Kunst, Naturwissenschaft und Altertumskunde; er war ferner ein ständiger Besucher der jährlichen Wanderversammlung deutscher Naturforscher und Ärzte und des balneologischen Kongresses. In allen diesen Vereinigungen und Zusammenkünften hat er sich nicht nur passiv, sondern auch aktiv als Vortragender und Förderer eifrig betätigt.
Auch sonstigen gemeinnützigen Bestrebungen lieh Pfeiffer seine Kräfte. Er war der eigentliche Träger und langjährige Vorsitzende des - so viel ich weiss - auf seine Anregung gegründeten Wiesbadener »Kurvereins«, der sich die Pflege der Wiesbadener Kurinteressen als besonderes Ziel setzte.
In den Donnerstags-Sitzungen des Winterhalbjahres ist Pfeiffer gerade in seinen letzten Jahren in unserem Verein viel hervorgetreten. Seine vielen kleinen und grösseren Vorträge auf physikalischem und botanischem Gebiete sind uns noch In lebhafter Erinnerung. Erst spät - er verstand und liebte es sich zu verbergen - liess er sich in den Vorstand wählen, wo er äusserst fördernd wirkte. Er verstand es meisterhaft, die Taschen mit Glücksgütern gesegneter Naturfreunde für die Zwecke des Museums zu öffnen. Wie manches Tausend hat er aufgespürt und heimgebracht, um dem Museum irgend einen neuen Schatz zuzuführen. Und er selbst war nicht der Letzte im Schenken. Und wo nahm Pfeiffer all die Zeit her, um neben seiner Riesenpraxis diese vielen schönen Künste zu betreiben und so vielseitige Interessen zu pflegen? Sein Leben war nichts anderes als ununterbrochene emsige Tätigkeit, und wenn jemals das Psalmistenwort: » ... und ist das Leben köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen« nicht als Phrase an einem Sarge erklungen ist, so an diesem. Mühe und Arbeit, ein unermüdlicher Fleiss von frühester Morgenstunde bis in die Nacht hinein, ein 16 stündiger oder oft wohl noch längerer »Normalarbeitstag« kennzeichnen das Leben des Verstorbenen.
Eben die frühen Morgenstunden vor der Berufsarbeit waren es hauptsächlich, die ihm die Muße für seine Lieblingsbeschäftigungen verschaffen mussten. Er beklagte sich einmal darüber, dass man im Winter nicht viel malen könne, da bei künstlichem Licht die Farben der Blumen (die er mit Vorliebe und grossem künstlerischem Geschick malte) nicht »richtig« erschienen. »Ja, im Sommer, da kann man um 5 Uhr aufstehen und hat dann schönes Tageslicht«. Das ist bezeichnend für ihn.
Sein Garten sah ihn täglich, obwohl er weit von seinem Hause entfernt lag, und er sah ihn im Sommer oft schon vor dem Morgenfrühstück. Und in seinem geliebten Garten ist Pfeiffer ja auch eigentlich gestorben, da er nach dem Schlaganfall, den er dort erlitt, nicht mehr zum Bewusstsein gekommen ist.
Wir sind dem Verstorbenen für sein grosses Interesse für den Nassauischen Verein für Naturkunde und seine Sammlungen zu grossem Danke verpflichtet. Die Spuren seines Daseins werden dauernd sein.

Dr. F. Staffel

 

Zu den vielseitigen Interessen Pfeiffers ausserhalb seines Berufes, und seiner Berufswissenschaft gehörte sein Interesse für die Pflanzenkunde. In seinem grossen Garten, der im übrigen der Obstbaumzucht gewidmet war, züchtete er allerlei seltene, vor allem frühblühende Pflanzen und Irisarten. Letztere waren seine besonderen Lieblinge, und es war sein Streben, sie möglichst vollzählig zu besitzen. Hierfür scheute er keine Mühe und Kosten. Von jeder neu gezüchteten Art erhielt die Pflanzensammlung unseres Museums Exemplare, die er von Apotheker Vigener hatte einlegen lassen. An den Pflanzen seines Gartens, sowie an wildwachsenden Pflanzen stellte er phänologische Beobachtungen, d.h. Beobachtungen über ihr frühestes Aufblühen, Ergrünen usw. an, über die er wiederholt in den Donnerstagssitzungen unseres Vereins berichtete. Auch sonst nahm er häufig Gelegenheit, in Sitzungen bzw. Versammlungen unseres Vereins über botanische Gegenstände, zumal über Pilze zu sprechen. . Seine Haupttätigkeit auf pflanzlichem Gebiete bestand aber in der naturgetreuen Abbildung der Pflanzen unserer Umgebung, wobei er letztere bis zu einem Umkreis von 20 km Entfernung von Wiesbaden rechnete. Zu dieser Tätigkeit war er durch sein aussergewöhnliches Zeichen- und Maltalent neben seiner Liebe zur Pflanzenwelt und seiner Beobachtungsgabe vorzüglich befähigt. Schon als Primaner fasste er den Plan, die in der Umgebung unserer Stadt wildwachsenden Pflanzen abzubilden und begann auch damals bereits mit der Ausführung. Dann hinderten ihn Beruf und Berufswissenschaft jahrzehntelang, das Begonnene fortzusetzen, bis ihn im Alter grössere Muße dazu instandsetzte. Nun trat in der Pflanzenabbildung, die er mit erstaunlicher Geschwindigkeit auszuführen vermochte - zur bildlichen Darstellung einer Pflanzenart brauchte er nicht mehr als einen Tag -, keine Pause mehr ein. Vielmehr hörte seine Tätigkeit hier erst auf, als ihm der Tod den Pinsel aus der Hand nahm. Für die lückenlose Durchführung hatte er ein Verzeichnis der Blüten- und Gefässsporenpflanzen unserer Umgebung aufgestellt; da ein solches seit 1841 nicht mehr veröffentlicht worden war, liess er es im Jahrbuch unseres Vereins für 1920 erscheinen. Eine besondere Fürsorge liess er endlich der botanischen Schausammlung unseres Museums angedeihen. In bezug auf diese ging sein Streben vor allem dahin, eine Sammlung von Abbildungen und Modellen der essbaren und giftigen Hutpilze unserer Umgebung zusammenzubringen, die ihresgleichen nicht haben sollte. Hierfür stellte er zunächst diese Pilze in Einzel- sowie stereoskopischen Doppelbildern dar. Von ersteren wie von Ietzteren liess er ausserdem Diapositive anfertigen, und für letztere schaffte er ein Stereoskop mit elektrischer Beleuchtung an. (Ein zweites, gleiches Stereoskop mit Iris-Diapositiven überliess er dem Museum als Leihgabe.) Sodann kaufte er für die botanische Schausammlung die MichaeIschen Pilzwandtafeln und die Pilzmodelle von Fräulein Agnes Erfurt. Zur Bestreitung der Kosten für alledies benutzte er die Mittel, zu deren Zurverfügungstellung er vermögende Wissenschaftsfreunde zu bewegen wusste. So hat er sich auch in unserem Museum ein dauerndes Denkmal errichtet.

Dr. Kadesch


Links

top